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Erstellt am 08.08.2022 von: Claudia Ihmels © weser-kurier.de

Fahrradexperten wollen künftig Kräfte bündeln

Vergeblich hat Hans-Heiner Schweers nach Personal für sein Zweiradgeschäft in Erichshof gesucht. Nun fusioniert sein Betrieb mit Zweirad Bösche in Kirchweyhe, dort sind auch seine Kunden künftig willkommen.

Weyhe. Aus zwei Traditionsgeschäften wird eins. Zweirad Schweers in Erichshof und Zweirad Bösche in Kirchweyhe fusionieren zum Januar 2023. Hans-Heiner Schweers wird dann sein Geschäft an der Bundesstraße 6 schließen und als Werkstattleiter für Zweirad Bösche tätig sein. Wichtig ist dem 53-Jährigen, dass er seinen Kunden weiterhin als Ansprechpartner zur Verfügung steht. Auch Malte Martens, Geschäftsführer von Zweirad Bösche, betont, dass jeder Kunde von Schweers bei ihm herzlich willkommen ist. Dass Schweers sein Geschäft nun in die Hände von Martens gibt, ist vor allem dem Fachkräftemangel geschuldet, nach dem Ausscheiden zweier langjähriger Mitarbeiter hat er keinen Ersatz gefunden.

Die Personalkrise in der Fahrradbranche habe auch sein Geschäft mit voller Wucht getroffen, sagt Schweers. "Es wären mindestens drei zusätzliche Angestellte nötig gewesen", ergänzt er. Denn neben der Arbeit in der Werkstatt müssen auch noch Dinge wie Buchhaltung und Wareneinkauf erledigt werden, Letzteres ist durch Lieferschwierigkeiten in der Fahrradbranche auch zunehmend problematisch geworden. Durch die gestiegene Arbeitsbelastung sei überhaupt keine Zeit mehr für Familie und Freunde geblieben. Durch Zufall kam der Kontakt mit Martens zustande. Der hatte vor etwas mehr als einem Jahr Zweirad Bösche übernommen. Um seine Mitbewerber in der näheren Umgebung kennenzulernen, stellte sich der 35-Jährige in den Geschäften vor. Die Chemie zwischen Schweers und ihm stimmte. "Wir sind dann auch mal zusammen Essen gegangen", berichtet Martens. Nach und nach wuchs dabei die Idee, das Knowhow beider Geschäfte miteinander zu verschmelzen und gemeinsam neue Perspektiven zu entwickeln. "Seine unternehmerische Energie hat mich überzeugt", sagt Schweers über Martens.

Die Geschäfte der beiden Männer können dabei eine ähnliche Geschichte vorweisen. Zweirad Schweers wurde 1932 gegründet, Zweirad Bösche 1934. Heinrich Schweers, der Großvater von Hans-Heiner Schweers hatte zunächst geplant, eine Autowerkstatt zu eröffnen, schließlich wurde es aber ein Fahrradgeschäft. Eine Zeit lang hätten die Großeltern auch noch Schmutzfänger in Handarbeit produziert, die sie an Großhändler weiterverkauften, das Fahrrad rückte dann aber mehr und mehr in den Mittelpunkt. Standort des Geschäfts war schon seit 1936 die Bremer Straße 11, die gute Lage direkt an der Bundesstraße trug auch dazu bei, den Fahrradladen über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt zu machen. Hans-Heiner Schweers verbrachte schon als Kind viel Zeit im Geschäft und in der Werkstatt seiner Großeltern. "Daraus entwickelte sich eine starke Affinität zum Thema Rad" sagt er. 1984 begann er eine Ausbildung zum Zweiradmechaniker beim damaligen Zweiradhaus Schröder an der Bremer Langemarckstraße, anschließend arbeitete er dort einige Zeit als Geselle.

Betrieb 1991 übernommen

Das familieneigene Geschäft in Erichshof führte nach dem Tod seines Großvaters 1985 zunächst die Großmutter mit dem Verkauf von Ersatzteilen fort. 1991 übernahm es Hans-Heiner Schweers. "Nach diversen Umbauarbeiten wuchs das Geschäft schnell", erinnert er sich. In Spitzenzeiten zählte Zweirad Schweers bis zu vier festangestellte Mitarbeiter. 2001 legte Schweers zudem erfolgreich die Meisterprüfung ab. Zum Angebot seines Geschäfts gehörten Alltags-, Trekking- und Cityräder. "Einen sehr hohen Stellenwert nahm aber immer der Ersatzteilverkauf und die Kundenberatung ein", so Schweers. Die Nachfrage nach E-Bikes sei in den vergangenen Jahren stark gestiegen, das habe auch die Anforderungen an die Mitarbeiter verändert.

Ähnliche Erfahrungen hat auch Malte Martens gemacht. Er war lange in der Fahrradindustrie tätig, bevor er sich im Mai 2021 mit der Übernahme von Zweirad Bösche selbstständig gemacht hat. Zuvor war auch Bösche ein klassischer Familienbetrieb. Olaf Bösche hatte diesen in der dritten Generation geführt und sich nach langer Überlegung entschlossen, das Unternehmen in jüngere Hände zu geben. Malte Martens weiß ebenfalls um die Probleme, mit der seine Branche derzeit zu tun hat. "Wir kämpfen alle, damit wir die Kunden zufriedenstellen", sagt er. Es gehe jetzt darum, Kräfte zu bündeln und sich neu aufzustellen. Daher seien auch die beiden Mitarbeiter von Schweers in seinem Team willkommen. Denn Zweirad Bösche wächst auch an anderer Stelle: Im ehemaligen Schuhhaus Segelke in Sudweyhe entsteht gerade eine Dependance für Lastenräder.

Hans-Heiner Schweers ist unterdessen vor allem wichtig, dass er auch an neuer Wirkungsstätte weiter für seine Kunden da ist. Auch Gewährleistungen würden weiterbearbeitet. Ebenso soll ein Hol- und Bringdienst angeboten werden. "Ich möchte nicht einfach die Tür hinter mir zumachen", betont er.